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Klöster und Golf im Nordschwarzwald

Golfspielen entlang der 146 km langen Klosterroute.

Frankreich und der deutsche Südwesten: Gerade die Klöster waren in den vergangenen Jahrhunderten den französischen Nachbarn eng verbunden und standen mit den dortigen Bruderkonventen im engen Austausch. Das zeigt auch eine Reise entlang der Klosterroute Nordschwarzwald. Sie führt von Maulbronn über Calw und Freudenstadt bis nach Alpirsbach.

  • von Saskia Klima und Anja Degner-Baxmann

Für Golfspieler ist die 146 Kilometer lange Klosterroute besonders reizvoll. Denn an ihr liegen nicht nur herausragende kulturelle Sehenswürdigkeiten, sondern auch sechs ganz unterschiedliche Golfplätze. Die Strecke lässt sich hervorragend mit dem PKW oder auch mit dem Wohnmobil erkunden. Fast alle Golfplätze entlang der Strecke bieten Stellmöglichkeiten an. Diese sind für Wohnmobilisten ideal: Morgens ist der Weg zum Fairway nicht weit und nach einer abwechslungsreichen Partie Golf bietet sich der Nachmittag für einen Ausflug in die nähere Umgebung an.

In den dortigen Klöstern wird die facettenreiche deutsch-französische Geschichte wieder lebendig. Sie erzählt von vielen Jahrhunderten der Nachbarschaft, von Liebe und Krieg, von „Savoir-vivre“ und Lebensgenuss, von Freundschaft und Faszination. Der Blick reicht weit zurück und er geht bis in die Gegenwart: Im Mittelalter bringen die Zisterziensermönche die elegante Gotik von jenseits des Rheins mit – im Kloster Maulbronn sind die frühesten Zeugnisse zu erleben. Was wäre die Weinkultur in Baden-Württemberg ohne die Befruchtung aus Frankreich? Reben aus Burgund sind es, die, so wird erzählt, erstmals in Salem am Bodensee gepflanzt wurden. Die prächtigen Schlösser und die barocken Gärten im Südwesten sind undenkbar ohne das Vorbild des alles überstrahlenden „Sonnenkönigs“ Ludwig XIV., der mit seiner Hofhaltung in Versailles ganz Europa veränderte. Liebesheiraten und arrangierte Ehen, Amouren und Intrigen verbinden die Dynastien rechts und links des Rheins.

Abwechslungsreich wie die Geschichte ist auch die Landschaft, durch die die Klosterroute führt. Durch liebliche Weinberge, rauschende Wälder, über steile Höhen und durch stille Täler führen mehrere Etappen vom nördlichen Kraichgau bis ins Kinzigtal im Schwarzwald. Die Route beginnt am Kloster Maulbronn, dem besterhaltenen Zisterzienserkloster nördlich der Alpen und UNESCO-Weltkulturerbe. Dort, in der Abgeschiedenheit des Salzachtales, bauten die Mönche vor mehr als 860 Jahren die Abtei in eine fruchtbare Landschaft mit Fischteichen und Weinbergen. Bekannte Klosterschüler waren Johannes Kepler und Hermann Hesse.

Auf der Weiterfahrt zum Kloster Hirsau hat der Golfer die Qual der Wahl: Direkt am Weg liegt der Golfclub Karlshäuser Hof, 20 Minuten von der Route entfernt lädt der Golfclub Johannesthal zu einem Spiel in den Hügeln des Kraichgau ein und auch in Bad Liebenzell ist ein Stopp nicht verkehrt: Dort lockt nicht nur der Golfplatz, auch ein Bummel durch das Städtchen im Nagoldtal lohnt sich. Bei Calw, der Geburtsstadt Hermann Hesses, zeugen die weitläufigen Ruinen von der einstigen Bedeutung des mehr als 1.000 Jahre alten Benediktinerklosters. Es wurde zu einer der einflussreichsten Abteien im Römischen Reich. Abt Wilhelm übernahm die Reformen der französischen Abtei in Cluny und entwickelte sie weiter. Von Hirsau aus wurden über 120 Klöster reformiert.

Romantisch und fast noch ein Geheimtipp ist das rund 800 Jahre alte Dominikanerinnenkloster Maria Reuthin in Wildberg. Die adeligen Töchter brachten mit ihrer Mitgift Reichtum in das Kloster, von dem noch einige Gebäude erhalten sind. Es lohnt sich, im Heimatmuseum über die Klostergeschichte zu informieren.

Die letzte Etappe führt über Nagold, Altensteig und Freudenstadt nach Alpirsbach. Und auch auf diesem Abschnitt hüpft Golfers Herz ein wenig höher. Der Golfplatz in Freudenstadt zählt mit seinen 90 Jahren zu den ältesten Anlagen in Deutschland und ist geprägt von seinem alten Baumbestand. Auf der Fahrt ist auch ein kleiner Abstecher nach Domäne Niederreutin eine Golfrunde wert. Über 900 Jahre alt ist das beeindruckende Kloster Alpirsbach mit seinen Bauten aus rotem Buntsandstein, das sich harmonisch in die malerische Landschaft des Kinzigtals einfügt.

 

  • veröffentlicht im Magazin für den Schwarzwald und Elsass Golfurlaub 2019

Die Ruine des Kreuzgangs im Kloster Hirsau mit dem imposanten Eulenturm

Im Kloster Alpirsbach gibt es viel zu entdecken

Wie ein kleines Dorf: die Anlage von Kloster Maulbronn, UNESCO-Weltkulturerbe